
Mundloch und Kaue des alten St. Johannes Stollns nach der Sanierung 2011
Im August 2009 begannen die ersten Freilegungsarbeiten an der Öffnung des alten Stollens am Vogelsang. Seit dem wurden in tausenden Stunden ehrenamtlicher Arbeit weitere Teile freigelegt und abgesichert. Durch Fördermittel der Gemeinde wurde auch eine umfassende Sanierung des Mundlochs mit regionalem Bruchstein sowie die Errichtung eine Kaue als Unterstand ermöglicht.

Malachit (Kupfererz) auf Baryt (Schwerspat), Halde am Vogelsang
In der Montangeschichte der Rochlitzer Gegend stellt die Grube am Vogelsang den wichtigsten Abbauort dar; sie wurde auf silberhaltige Kupfererze gebaut und immer wieder aufgenommen. Der Flurname „Vogelsang“ rührt von einem mittelalterlichen Fangplatz für Singvögel her.
Die erste Erwähnung erfolgte wohl durch eine Urkunde aus dem Jahr 1468. In den Jahren 1504 bis 1512 war der Vater von Johannes Mathesius starker Gewerke der Grube und soll, so wird erzählt, sein ganzes Vermögen dort verloren haben, während Johannes die Bücher der Grube schrieb. Damals stand auf der Rochlitzer Muldeninsel, die seiner Zeit „Wehrdicht“ hieß, eine Schmelzhütte am Ort der dann 1834 erbauten, inzwischen auch abgerissenen Spinnerei. Dort wurden die Seelitzer Erze aufbereitet. Das Bodenstück eines Schmelztiegels von dort soll später an der ehemaligen Reitbahn (jetzt Sportplatz) gefunden worden sein und heute im Museum der Stadt liegen.

Ausschnitt aus der Vorrede zur „Bergpostilla oder Sarepta“, Johannes Mathesius, 1562
Aus dem 16. Jahrhundert sollen einige Rechnungen des Rochlitzer Amtes belegen, dass für die Grube „am Vogelsang“ Material gekauft wurde. 1556 haben laut Petrus Albinus („Meißnische Bergchronik“) Rochlitzer Bürger das Bergwerk wieder aufgenommen, für etliche hundert Gulden eine Wasserkunst einbauen lassen, etliche tausend Gulden im Stolln verbaut, jedoch nicht ausreichend Erz gefunden, so dass die Grube wieder „ins Freie fiel“. Um 1564 schließt sich die Akte offenbar und das Bergwerk blieb hunderte Jahre offen, man hat danach nur noch lokal in den Strecken geschürft und dabei die Rösche teilweise versetzt. Um 1904 ließ Herr Annacker aus Chemnitz in Biesern und Seelitz Grundstücke für seine geplante Sandgrube aufkaufen, darunter auch das „Vogelsang“-Gelände von Gutsbesitzer Spreer. Laut Prof. W. C. Pfau wurden dann die Halden eingeebnet und das Mundloch endgültig verschlossen. Er fand dort noch Bruchstücke von tönernen Froschlampen.
Aus dem 18. Jahrhundert liegen umfangreiche Bergakten vor, die eine „St. Johannes Fundgrube bzw. Stolln“ erwähnen. Beim Studium stellten wir dann fest, dass es sich hier um ein anderes Flurstück handelt und der Name offenbar am früheren „Heilig Kreuz Stolln“ zur Anwendung kam. Am Vogelsang hingegen wurden die Grube mit überwiegend 1552 datierten Holzeinbauten nicht nochmals überprägt. Das letzte Kapitel schlug die WISMUT nach dem 2. Weltkrieg auf, deren Beauftragte jedoch von Seelitzer Bürgern mit dem Hinweis weggeschickt wurden, hier hätte es nie Bergbau gegeben.